Mittwoch, 21. September 2011

Der Wolfgangstein bei Wolfstein -- und der Jägersitz (Teufelsitz) bei Falkendorf / Amaliendorf


Landkartenskizze:
Die grüne Linie zeigt die Lage der beiden Steine
und ihren möglicher Zusammenhang
 
 
 
 



Der Wolfgangstein bei Wolfstein,
ein schöner Block vor dem Marterl. Das Bild zeigt Sankt Wolfgang als „Spatzenschreck“. – Die Legende berichtet, daß der Heilige die Vögel vertrieb, nachdem sie ihm sein letztes Brot weggefressen hatten. (ausführlich)
Wolfgang:  Sage aus der Steiermark,  Kapellen am Falkenstein
Interessantes in der Umgebung


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Die Verbindungslinie dieses Steinpaares verläuft durch Stift Zwettl. - Sind es Vermessungs-Marken, von denen aus weitere Messungen vorgenommen wurden?

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mit Herrn Weidinger am 10. Juli 2004.

     Herr Weidinger ist in der Umgebung aufgewachsen und mit den Örtlichkeiten gut vertraut. Er berichtet von diversen Gesprächen mit Leuten, die sich für den Jäger- oder Teufelsitz interessierten.
     Aus diesen Gesprächen zeichnete sich das folgende Bild über den Jägersitz, oft auch Teufelsitz genannt, ab*: Als wichtigste figürliche Symbole, die der reich strukturierte Stein aufweist, kann man den Hut als Insignium der Schutzherrschaft, ein Beil als Zeichen der Hohen Gerichtsbarkeit und das Weltenrund erkennen. Vielleicht ist unter einem angekitteten „Deckel“ noch das Richtbeil aufbewahrt? So könnte der Stein eine ähnliche Funktion erfüllt haben, wie manche Prangersäulen, zB. Arbesbach und Rapottenstein mit Schwert und Beil. Die Fuge des „Deckels“ war früher nicht zu bemerken. Im Lauf der Jahre hat das Wetter augenscheinlich die verbindende Kittsubstanz gelöst, sodaß der Einschnitt deutlich zutage tritt.
     Auch als Versammlungsplatz für wichtige Verhandlungen könnte der Ort gedient haben, weil man auf einem einige Meter entfernten, alten Grenzstein  HS für die Herrschaft Schrems (oder Schwarzenau?) und HH für Herrschaft Heidenreichstein lesen kann. Ob nicht der Jägersitz selbst ursprünglich der Grenzstein war? Häufig fanden einst Beratungen an bestimmten Grenzpunkten statt. Über Kultplätze, die auch als Versammlungsort und Grenzmarke dienten, wird öfters berichtet. (Auch die Totermann-Fluren lagen meist an Bereichsgrenzen, um bei Versammlungen Rechts-Gleichheit der verschiedenen Teilnehmer zu bekunden. Inge Resch-Rauter, Unser keltisches Erbe, p.238 mitte: „Die Grenze galt als sakrale Stätte und genoß höchste Verehrung, war sie doch trennend und verbindend zugleich, notwendige Scheide, aber auch Band“).
     Ein Hinweis auf eine Gerichtstätte wäre auch das „Arme Seelen-Kreuz“, (Arme-Sünder-Kreuz), jetzt mit Allerseelenbild beschriftet. Der Hauptweg von Amaliendorf nach Langegg führte früher am Teufelsitz vorbei. Viele Eltern verbaten ihren Kindern, in die Nähe des Steines zu gehen. Auch manche Erwachsenen mieden den Platz. Er dürfte genau östlich der Kirche in Langegg stehen, wie meine Beobachtungen nahelegen. Es konnte leider nicht genau gemessen werden, weil die direkte Sicht zum Kirchturm Langegg schlecht war. Jetzt ist er überhaupt hinter einem Fichtenwald verborgen. Der Kirchturm wäre ein guter Bezugspunkt gewesen, um die Richtung der Stein-Flächen genau ermitteln zu können. Mir scheint nämlich die rauhe, aber völlig ebene Hinterseite des Blockes bemerkenswert zu sein. Soll sie eine Richtung angeben?


     Nicht weit (am Saßberg, im Großen Saßwald oder nahe der Höhe 602 ?) soll auch eine Holzburg namens Schloß Hoders bis in den Dreißigjährigen Krieg gestanden sein. Einer der ersten Pfarrer von Langegg hätte dort logiert, was aber mit dem Gründungsjahr der Kirche nicht vereinbar sein soll.






     Das kegelige Gebilde am Teufelsitz erinnert an die Form des Hutes der Grabstele von Hirschlanden und an den Hut des Thor. Kann die Figur des Jägers aus der Mythologie stammen? Der Gottseibeiuns wird in Sagen manchmal Spitzhütl genannt.  
     Gut erkennbar ist auch ein Saum, der an den Saum eines Sattels erinnert. Die Deutung der zwei Formen am Teufelsitz, von denen eine das Richtbeil sein soll, scheinen mir nicht sehr überzeugend zu sein.








Gibt es anderswo ähnliche Steine?
     Ein ähnlicher, vorgeschichtlicher Fels ist der gut 3,5 m hohe Süntelstein bei Vehrte / Osnabrück. Auch er wurde in einer Sage mit dem Teufel in Zusammenhang gebracht. Wieder ein anderes merkwürdiges Gebilde ist der „Opferstein“ vom Magdalensberg. Er weist gegenüber dem Teufelsitz noch detailliertere Strukturen auf.
     Der Bochumer Astronom Wolfhard Schlosser berichtete von „Sitzschalen“ am Falkenstein (Foiken-?) im Teutoburger Wald. Diese Stellen sind astronomische Beobachtungs-Positionen. Auffallend war, daß die dort nötigen Trittstufen und Aufstiegshilfen mit Steinwerkzeugen geschaffen wurden.

Ähnliche Formen an anderen Orten             Allerseelenbild

Naher Grenzstein mit den Initialen für
Herrschaft Schrems und Herrschaft Heidenreichstein

* Fast die gleichen Angaben finden sich in Naturdenkmäler Amaliendorf.
Der Jägersitz liegt auch auf der "Steinberg-Linie"



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Ein anderer interessanter Steinblock findet sich östlich von Melk, am Weg von Pielamund
nach Pielachberg, etwa 1100 m von Pielamund am Fuße des östlichen Hanges unweit der
Verbindungslinie zwischen den Bodenbergen D und F.
Der Stein weist Näpfchen auf und ein eingemeißeltes Kreuz. Auch er diente als Grenzstein.
   Den Hinweis fand ich bei Franz Jantsch,
   Kultplätze im Land um Wien, Freya-Verlag, 1993, p. 88.








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Zu Geometrien um Stift Zwettl









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