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Die steinernen Frauen und der Mond
Eine nicht bestätigte Vermutung
Im Waldviertel gibt es zwei Steinstelen namens Steinernes Weib. Das „Steinerne Weib bei Wolfsegg“ (48,81925°nB / 15,14526°öL) ist ein aufrecht stehendes Steingebilde, dem Gesichtszüge eingraviert, oder eingemeißelt wurden.
Das „Steinerne Weib bei Wultschau“ (48,69840°nB / 14,81111°öL) ist ein grob behauener Bildstock. Der "Kopf" weist ein erhabenes Kreuz auf, in einer Nische in Brusthöhe sieht man Bohrungen, die zur Halterung eines Bildes gedient haben könnten. (ähnlich Saulheim)
Die Blickrichtung über die Stele bei Wultschau entspricht ungefähr der Untergangs-Linie zur Kleinen Mondwende
und führte zur vagen Idee, es könnte sich um einen astronomischen Beobachtungspunkt handeln. Als Fernmarken kämen hier in Frage: ein Bildbaum, der Sattel zwischen den Fluren Bergfeld und Fischerstein und eine, die Bäume überragende Felskanzel am Vysoká – „der Hohe“ – , früher Hochwald genannt. Die direkte Sicht zu diesen Punkten wird leider durch eine mit Fichten bewachsene, neue Waldparzelle verhindert.
Die Überprüfung auf rechnerischem Weg, ist mir ohne Hilfe von Fachleuten nicht möglich. Auch fiel es mir schwer die Geduld aufzubringen, das nächste Ereignis einfach abzuwarten.
Deshalb versuchten wir zuerst den Untergang von Sternen, die ungefähr am gleichen Ort untergehen, zu beobachten. Der helle Arcturus und der kleinere Mufrid boten sich hiezu an. Die Sterne ändern ja ihre Deklination, ihren Abstand vom Himmelsäquator nur wenig – können daher immer, wenn es dunkel genug ist, beobachtet werden. Bei unserem Versuch wurde das Sternenlicht vom horizontnahen Dunst sosehr geschwächt, daß zuerst Mufrid und dann auch Arcturus nicht mehr am Film zu sehen war(A). Mit dem Fernglas aber konnte der Untergang beobachtet und mittels Skizzen festgehalten werden (sogar das Aufblitzen im Gezweig)(B).
Horizont hinter dem Steinernen Weib von Wultschau, einem stelenartigen Marterl.
A).Stellvertretend für den Mond streben Mufrid und Arcturus
ihren Untergangsazimuten zu
(Aufnahme: GEUGA)
B).Mufrid und Arcturus hinter den Baumwipfeln verschwindend
(mit dem Feldstecher beobachtet und eingezeichnet)
(mit dem Feldstecher beobachtet und eingezeichnet)
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Bessere Bedingungen bot der Sonnenuntergang am 3. August 2003. Die Deklination der Sonne entsprach an diesem Tag recht gut der des Mondes in seinem Kleinen Extrem. Die Überblendung mehrerer Aufnahmen gelang trotz der starken Überstrahlung gut genug. Es zeigte sich, daß der südlichste Mond-Wendepunkt beim letzten Extrem im Jahr 1997 etwas südlicher der erwarteten Linie eingetreten sein dürfte.
Wie man deutlich sieht, entsprechen die Sonnenabbildungen wegen der starken Überstrahlung durch Streulicht nicht der wahren Größe der Sonnenscheibe. Auch diesmal war der eigentliche Horizontpunkt, hinter dem die Kuppe der Sonnenscheibe verschwindet, durch die Fichtenwipfel verdeckt.
Am 3.8.2003. konnte die Sonnenbahn vom Steinernen Weib von Wultschau aus beobachtet und gemessen werden. Die gemessenen Höhen- und Azimut-Werte stimmten mit den Daten, die ich aus dem StarCalc 5.6 1995-2000 entnommen habe gut überein. Die Abweichungen betrugen etwa 0,1 Winkelgrade.
Leider mußten nach wie vor die Werte für den Horizont, der bei 3,75 ° liegt, extrapoliert werden, weil die Bäume der Waldparzelle die direkte Sicht verdeckten. (Die Bäume sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen).
Trotzdem zeigt das Ergebnis, daß die Linie Steinernes Weib – Bildbaum – Sattel – Vysoka Felskanzel eventuell zur Beobachtung des Kleinen Mondextrems herangezogen werden kann.
Nachdem mir jedoch keine weiteren stützenden Fakten
zu Ohren gekommen sind, bleibt alles nur
zu Ohren gekommen sind, bleibt alles nur
nicht bestätigte Vermutung!
Wie schwierig eine rechnerische, entscheidende Untersuchung, modern und fachgerecht durchzuführen ist, zeigt die umfangreiche Arbeit von Burkard Steinrücken am Haus Gierke in Schlangen - Oesterholz ("Sternhof"). Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß sich Wissenschaftler änlicher Themen nur ungern annehmen. (Siehe auch Martin Penz, Fußnote*)
Bemerkung: Auch dem Fachmann wird die Beurteilung von astronomischen Linien, die über weitere Strecken laufen, Schwierigkeiten bereiten. Meist sind die Meß- bzw. Beobachtungspunkte nicht bekannt. Dann wurden öfters die Linien weiter-visiert, ohne die breitenabhängigen astronomischen Änderungen, die im Verlauf der Linie auftreten, zu berücksichtigen.
Sagen über die beiden Steinsäulen und den Mond.
Zu den beiden „Steinernen Frauen“ gibt es sehr ähnliche Sagen. Übrigens habe ich bei diesigem Wetter selbst einmal die Rückseite der Wultschauer Säule einen Moment lang als lebendige Frauengestalt angesehen (aus dieser Perspektive).
An beiden Orten wird berichtet, daß eine Frau, das Feiertagsgebot mißachtend, Getreide oder Gras geerntet habe - und zwar jeweils mit einer Sichel, was in früheren Zeiten üblich war.
Bei dem „Steinernen Weibl“ von Wolfsegg, einem aufgerichteten Naturgebilde, dem grobe Gesichtszüge eingemeißelt wurden, kann man mit viel gutem Willen die Konturen, die durch zwiebelschalenartige Abplatzungen entstanden sind, (Thomas Hoffman nennt dies in „Sagenhaftes Niederösterreich“ Sphäroidalverwitterung) (ähnlich der Steinernen Rose bei Saalburg-Ebersdorf in Thüringen), als Sichel deuten. Kann die Sichel Symbol für den Mond mit seinen Phasen sein? Der durch die Gesichtszüge beseelte Monolith blickt etwa nach Süden. (Beide Steinsäulen dürften schon umgefallen und wieder aufgerichtet worden sein. – Ob sie sich jetzt wieder in Original-Position befinden, ist daher fraglich).
Über Menhire in Legenden, Märchen und Sagen.
Über Menhire in Legenden, Märchen und Sagen.
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Die astronomischen Beobachtungen dienten nicht nur der Beschreibung des Jahresablaufes und ermöglichten die Zeitrechnung, sondern sollten auch helfen mythisch-bedingte Ängste zu überwinden. In einem Film über Stonehenge wurde vermutet, das Erlebnis der Sonnen- und Mondwenden an der riesigen Anlage sollte die Bevölkerung gegen Befürchtungen wappnen; die Furcht von hereinbrechendem Unglück sollte überwunden werden.
Im Buch: Maya, Gottkönige im Regenwald erzählt Nikolai Grube sehr lebendig seine Beobachtungen über die Wirkung einer totalen Mondfinsternis auf die einheimische Bevölkerung:
Nach einem Bericht von Nikolai Grube in dem Buch
Maya, Gottkönige im Regenwald
Nikolai Grube befand sich als Sprachforscher im Mayadorf Senor. Der Zeitungsbericht über eine bevorstehende totale Mondfinsternis verbreitete Unruhe. Würde Frau Luna wiederkommen? Das Verschlucktwerden des göttlichen Wesens wurde, trotz Aufklärung über das astronomische Phänomen, als böses Omen gedeutet. Gebete, Glockengeläute, Flintenschüsse und das Trommeln auf Kochtöpfen sollten die Widersacher vertreiben. Erst nachdem die Mondin wieder ihre normale Helligkeit erlangt hatte, brach Jubel aus. Man hatte das große Unglück noch einmal abwenden können.
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Sehr schöner Beitrag, lieber Ernst.
AntwortenLöschenHaben die Gestirne bei den Steinsäulen als Orientierung gedient oder hatten sie einen anderen Zweck?
LG
Martin
Ja, es war ein Versuch eine Verbindung darzustellen zwischen der
AntwortenLöschenDeklinations-Skala (Abstand des Gestirnes vom Himmelsäquator) und der
Azimut-Skala (Kompaßwinkel).
Die Mondposition war für das vorige Extrem am 10.5.1997 berechnet.
Danke und Gruß!
Ernst